Als Thrillerautor mit oft ziemlich schrägen Psychopathen in meinen Büchern werde ich auf Lesungen und auch sonst immer mal wieder gefragt: „Woher nimmst du diese krassen Ideen?“. Bei meinem Thriller Wahn & Sinn fing meine Mutter sogar ernsthaft an, sich Sorgen zu machen, und das obwohl sie wahrlich viel von mir gewohnt war – es erschien ihr dann doch zu schräg, was dieser Wahnsinnige dort so alles treibt. Ich finde diese Figur aber nicht wirklich kranker als meinen ersten Psycho aus Niemand wird dich vermissen, den bekannten Pocke, den ich doch irgendwie liebgewonnen habe und ewig in Ehren halten werde. 😉

Ob meine kranke Figur, HaBru, im aktuellen Thriller Gott und Tod noch krasser ist, vermag ich nicht wirklich zu beurteilen, doch reiht er sich, wenn auch unfreiwillig, in die immer länger werdende Liste meiner Fantasiefiguren ein. Zu ihm konnte mir meine Mutter leider kein Feedback mehr geben, sie verstarb kurze Zeit nach Erstellung des Manuskripts nach langer schwerer Krankheit, obwohl sie es so gerne noch gelesen hätte.

Ich kann euch guten Gewissens versichern, dass bei mir im Oberstübchen soweit alles in Ordnung ist. Zugegeben, das denken sich wohl die meisten Psychopathen auch, aber ich bin anders. Vielleicht fast so anders wie mein Protagonist Armin Anders in der gleinamigen Reihe? Wer weiß das schon, die Selbstwahrnehmung von uns allen liegt ja oft Welten von dem entfernt, wie andere uns wahrnehmen und was sie über uns denken, und das ist auch gut so: Ich bin ich und lasse mich von niemandem verbiegen.

Ja, woher nehme ich nun meine Ideen? Ich kann es euch beim besten Willen nicht sagen. Da ich nicht plotte, klappe ich zu Beginn eines Buchprojektes meinen Laptop auf und fange an, wahllos darauf loszuschreiben. Figuren entwickeln sich von selbst, Aussehen, Auftreten, immer mehr Charaktereigenschaften und andere Eigenheiten bilden sich, ab und zu schließe ich meine Augen und sehe die Protagonisten vor mir, sie entwickeln ein Eigenleben, manchmal sogar ohne mein bewusstes Zutun. Genauso entstehen unterschiedliche Handlungsstränge, die ich irgendwann zu einem Finale zusammenfügen muss. Das klappt meist nicht reibungslos, da wird zwischendurch auch viel wieder gelöscht oder umgeschrieben. Durch diese chaotische Herangehensweise ist das Schreiben eines Buches für mich ebenso spannend, wie eins zu lesen. Ich kann es selbst kaum erwarten, wie die Geschichte endet und was aus den Akteuren wird – zumindest aus denen, die diesen Wahnsinn überleben … 🙂

Was ich aber weiß, ist, dass ich zur Entwicklung meiner Ideen absolute Ruhe brauche. Wenn im Nebenzimmer der Fernseher läuft oder andere um mich herumspringen, ist es meist nicht weit her mit meiner Kreativität und der Schreibprozess kann so zur Qual für mich werden. Immer, wenn ich darüber nachdenke, ziehe ich gerne die Analogie zur Studienzeit. Da gab es die Studenten, die in Gruppen lernen konnten, sich gerne getroffen haben, um sich gegenseitig anzuspornen, abzuprüfen und irgendwie miteinander zu lernen. Das hat bei mir nie funktioniert, ich habe immer nur zu dritt gelernt: Ich, mein Es und mein ÜberIch, wir alle drei im dunklen Kämmerchen. Klar haben wir uns auch öfter mal zwischendurch unterhalten, aber das ist eine andere Geschichte … 😉 Und genauso findet mein Schreiben statt: Am effzizentesten passiert es irgendwo in der Abgeschiedenheit fern von den Ablenkungen des Alltags – so wie derzeit hier in Kampala am Viktoriasee bei absolutem Kaiserwetter mit angenehmen 27 Grad.

Zur Entspannung gehe ich am Nachmittag meist spazieren und erkunde immer neue Gegenden der Stadt, dabei bin ich regelmäßig zehn bis zwanzig, in einem Fall sogar siebenundzwanzig Kilometer unterwegs. Das reinigt uns Drei dann wieder von bösen, bösen Psychos und anderen illustren Gestalten aus meinem aktuellen Werk.

Funktioniert bei dir die Kreativität anders oder gar ebenso wie bei mir? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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