Like Nummer 742, ich vermisse dich! Ich weiß nicht, wer du warst, ich weiß nur, du fehlst mir. Es bleibt ein schales Gefühl zurück, gestern warst du noch da und heute bist du verschwunden – einfach so. Vielleicht für immer? Ich weiß es nicht, wie ich überhaupt nicht viel weiß, wie mir gerade jetzt in diesem bedeutenden Augenblick des Verlustes erneut so bitter bewusst wird. Wer warst du? Oder muss ich sagen, wer bist du? Vielleicht gibt es dich ja noch irgendwo da draußen, denn ich hoffe mal nicht, dass das Schlimmste eingetreten ist, was da wäre, dass du verstorben bist und deine Nachfahren dein Konto gelöscht haben, oder muss ich etwa Account sagen, damit das jemand versteht? Wer spricht schon von einem Facebook-Konto, wo doch alle Welt diese neu eingedeutschten Wörter so lieben, oder doch nicht? Egal, wie dem auch sei, ich mache mir Gedanken um dich, ja, regelrechte Sorgen!

Wer warst du? Hast du vielleicht mein jüngstes Werk „Gott und Tod“ gelesen und es war zu heftig für dich? Ja, es gibt zartbesaitete Seelen, und dieser Thriller ist schon heftig. Ich würde es verstehen, wenn du deshalb dein „Gefällt mir“ zurückgenommen hättest, aber war es wirklich so?

Oder warst du einer jener „Gegenliker“, die mir aus falscher Scham ein „Gefällt mir“ gegeben haben, obwohl sie keine Thrillerfans sind oder gar meine Bücher abscheulich finden? Ein „Gegenlike“ dafür, dass ich ihre Seite tatsächlich für gut befand und sie mit einem ehrlichen „Gefällt mir“ versehen hatte. Nach der Schamfrist einiger Tage, kann man sein Like ja widerrufen, dann fällt es nicht so auf, so denken vermutlich viele. Auch das wäre durchaus verständlich von meiner Seite aus, obwohl …

Könnte es sein, dass ich irgendwas gepostet (auch so ein schönes Wort, das es vor ein paar Jahren im Duden noch nicht gab) habe, das dein Missfallen erregt hat? Vielleicht werde ich es ja nie erfahren, doch möchte ich die Hoffnung nicht aufgeben.

Die wohl wahrscheinlichste Erklärung für dein verlustig gehen ist aber, dass du am Morgen zu deinem Schreibtisch gehen wolltest, auf dem der Laptop aufgeklappt stand, du auf dem Weg dorthin über deine Katze gestolpert bist, die dir wie immer zwischen den Beinen herumsprang, um sich an denselben ihr Fell zu reiben, du die Balance verloren hast, dich auf dem Schreibtisch abstützen wolltest, an die Tastur gekommen bist, in Panik ein paar Fingerbewegungen gemacht hast – natürlich völlig unwillkürlich – und du, als großer Fan von mir noch zufällig auf meiner Fanpage weiltest, weil es das Letzte war,  das du am Vorabend vor dem Zubettgehen gemacht hattest, und durch die Verkettung dieser unglücklichen Umstände es passiert ist, dass dein von mir so geschätztes Like, wie von Geisterhand geplant, verschwand – einfach so! Lass mich dich hiermit virtuell drücken – ich vermisse dich, Like Nummer 742, vielleicht kommst du ja eines Tages zu mir zurück!