So ruhig und verschlafen, wie Busua Beach daherkommt, so laut kann es auch sein. Dies bemerkte ich bereits in der ersten Nacht. Direkt gegenüber meines Zimmerfensters auf der anderen Straßenseite befand sich die größte Kirche des Ortes. Die meisten Afrikaner sind nahezu unglaublich religiös und in Ghana ist mir dies noch extremer aufgefallen, als in anderen Regionen Afrikas. Die Wörter Gott, Jesus, the Lord und Allah begegnem einem auf den Straßen fast überall. Autos, Trotros, Taxis und Busse fahren Sprüche herum, wie groß und allmächtig Gott doch sei und dass ein Leben ohne Jesus überhaupt keinen Sinn mache. Gefühlt handelt es sich bei jedem zehnten Haus um eine Kirche, sehr oft mit fantasievollen und plakativen Namen.
Auf den Straßen stehen Prediger mit Mikrofonen und riesigen Lautsprechern und verkünden die ihrer Meinung nach gute Nachricht in einer Lautstärke, dass die Grenze zur Körperverletzung hierzulande schon lange überschritten wäre. Freilich haben sie alle irgendwelche Behälter vor sich stehen, in die die gläubige Bevölkerung nur allzu gerne sprichwörtlich ihr letztes Hemd in Form von Geldscheinen und Münzen hineinwirft. Selbst in Bussen und Trotros kommen Wanderprediger, stehen mitten während der Fahrt auf und verkündigen ihre Botschaften gespickt mit Bibelzitaten. Am Ende ihrer Predigt sehen sie jeden eindringlich an, was natürlich heißt: „Gib mir endlich Geld!“. Selbst viele Geschäfte und Firmennamen haben einen Bezug zu Gott.
Nach diesem kurzen Exkurs zurück zu meiner ersten Nacht und jeder nachfolgenden in Busua: Gegen vier Uhr dreißig am Morgen saß ich plötzlich senkrecht im Bett. Von der gegenüberliegenden Kirche drang ein für mich ohrenbetäubender Lärm in mein Zimmer hinein. An Weiterschlafen war nicht mehr zu denken. Die Predigt und das Musizieren in der Kirche hatte gefühlt die Lautstärke eines startenden Düsenjägers. Ich hoffte inständig auf Gnade, doch ich bekam sie nicht. Gegen sechs Uhr war der Spuk endlich vorbei, meine dröhnenden Ohren verhinderten noch für eine Weile ein weiteres Einschlafen, also gab ich meine diesbezüglichen Bemühungen schließlich auf. Man gewöhnt sich jedoch an alles, so begann ich die Tage darauf schon sehr früh mit dem Schreiben und hatte meist bereits vor dem Frühstück einen großen Teil meines jeweiligen Tageszieles geschafft. Ich sah es locker und konzentrierte mich auf den Vorteil des frühen Vogels.k-20171206_080159
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Zu Weihnachten wurde das Ganze dann nochmal auf die Spitze getrieben. Ich beobachtete wie ein Tag vor Heilig Abend ein ganzes Schlagzeug in die Kirche getragen wurde. Kaum war an diesem Tag die Dämmerung eingetreten, gab der Drummer seine Künste zum Besten. Ich bin viel gewohnt und mag laute Rockkonzerte, doch aus einer Kirche ständig durch ein Schlagzeug beschallt zu werden, hat schon ein gewisses Geschmäckle. Die nachfolgenden Tage sollten vom Lärmpegel dem ACDC-Konzert, dem ich 2009 im Londoner Wembleystadion für schlappe 110 Pfund beiwohnen durfte, in nichts nachstehen. Hallelujah!
Meine täglichen Strandspaziergänge entschädigten mich immer für das frühe zwangsweise Aufstehen. Am Abend lag ich meist schon um neun Uhr im Bett, um am nächsten Tag ausgeruht zu sein. Überhaupt schlief ich für meine Verhältnisse ungewöhnlich viel in Ghana. Das heiße Wetter in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit forderte seinen Tribut.k-UKA_6016
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Coconut Dream, mein bevorzugtes Strandrestaurant:k-UKA_6028
Eine Schattenseite der Menschheit, der Aufklärung, des Bewusstseins und der Armut: Abwasserkanal der offen und völlig ungefiltert ins Meer fließt und dabei einen mehr als zweifelhaften Geruch verströmt. Ich badete ausschließlich sehr weit weg von dieser Stelle und habe jeden bedauert, der in diesem Hotel direkt daneben abgestiegen war. Ein Amerikaner, mit dem ich eines Abends Pool spielte, flüchtete nach seiner ersten Nacht dort zu uns in die Arena Lodge. k-UKA_6037
Die Neugier dieser Ziege rächte sich kurz nach diesem Foto. Sie brach durch die bereits vom vielen Räuchern geschwächten Stäbe und fiel in diesen Räuchergrill. Kurze Zeit später wurde sie von einem in der Nähe spielenden Mädchen gerettet.
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Fischer beim täglichen Einholen der Netze: k-IMG_20171228_143708
Die Ausbeute ist aufgrund ständiger Überfischung mehr als bescheiden, doch selbst die kleinsten Fische werden nicht zurück ins Meer geworfen:
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Die Fortsetzung in Form von Teil 3, der sich mit dem Fischerstädtchen Dixcove befasst, folgt demnächst.