Aussichtsturm oben auf dem Pyramidenkogel zwischen Wörthersee und dem Keutschacher See: Dort hinauf zu fahren, war mit 18 eine meiner beliebtesten Motorradstrecken mit meiner 650er Kawasaki – so etwas wie einen Stufenführerschein gab es damals noch nicht. Fast alle meine Freunde hatten schwere bis sehr schwere Unfälle. Einen davon schildere ich so, wie er sich tatsächlich damals zugetragen hat, in Kapitel 18 von Niemand wird dich vermissen. Die anschließende missglückte Bluttransfusion, die eine Verkettung schrecklicher Ereignisse nach sich zieht, habe ich für den Thriller freilich erstunken und erlogen. Ich selbst hatte Glück! Bis auf eine unfreiwillige Begegnung mit einem Reh (ich habe überlebt – das Reh nicht …) und einer älteren Dame, die meine schmale Silhouette im Rückspiegel übersah, und mich auf dem Weg zur Schule „abschoss“, ist mir nichts Ernstes passiert.

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Der Aussichtsturm war damals eine Stahlbetonkonstruktion, die vor einigen Jahren unter großem Protest vieler Projektgegner gesprengt wurde. Kritische Stimmen glaubten nicht an die Sinnhaftigkeit einer neuen, architektonisch hoch interessanten Holzkonstruktion, die nicht nur deutlich höher sein sollte, sondern auch einen Freefall, eine Panoramaschwebeseilbahn und eine 120 Meter lange Rutsche in die Tiefe umfasste. Allen Kritikern zum Trotz hat sich die Investition gelohnt – vor Kurzem konnte der millionste Besucher verzeichnet werden.

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Ich muss zugeben, mir wurde es schon ein wenig mulmig, als ich den weltweit höchsten Holzaussichtsturm emporstieg. Der alte Turm damals war auch schon nicht ohne, doch hier kam ich an meine Grenzen und musste mich erst ein wenig „akklimatisieren“, bevor ich das Rundumpanorama über meine alte Heimat so richtig genießen konnte. Der Blick entschädigte mich für das mulmige Gefühl hundertfach. Als letzter Besucher an diesem Abend musste ich aufgefordert werden, die Aussichtsplattform endlich zu verlassen – ich hätte noch ewig dort oben bleiben können!

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Universität Klagenfurt: Hier waren wir mit einigen Professoren per Du und sind uns bei Selbstfindungsseminaren auf einer Almhütte auf über 2000 Meter Höhe weinend in den Armen gelegen – geile Zeit! Wenn ich zurückblicke, so fallen mir komischerweise immer die Uniparties zuerst ein. Sie waren wild, martialisch und legendär. Ob das heute auch noch so ist oder wie fast alles weichgespült? Trotzdem habe ich hier eine tolle Ausbildung bekommen und bin ewig dankbar dafür!

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Maria Wörth, Kirche aus dem 16. Jahrhundert in der gleichnamigen Gemeinde auf einer Halbinsel am Südufer des Wörthersees – für mich die Postkartenidylle schlechthin. Zu meinem Verdruss hat das Wetter bei meinem zweiten Besuch, als ich dieses Bild machte, nicht mehr mitgespielt. Das gute Foto ist leider in die ewigen Jagdgründe eingegangen, dafür habe ich Tage später noch eins mit Teleobjektiv vom Pyramidenkogel aus gemacht:

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Ich habe meistens am Nordufer des Sees gebadet und bin öfters quer über den See geschwommen und habe anschließend in dem links zu sehenden Restaurant eines Hotels einen „Verlängerten“ getrunken. Nein, ich war nicht lebensmüde. Da ich nur ein leidlicher Schwimmer bin, habe ich so eine Aktion nur gemacht, wenn ich von einem Boot begleitet wurde.

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Forstsee hoch oben im Wald über dem Wörthersee: ruhig, verschlafen, Entspannung pur und es begegnen einem immer wieder „Nackerte“, die lückenlos braun werden wollen, oder aus anderen Gründen gerade keine Kleidung an haben. Hier oben haben wir als Studenten oft gemeinsam gelernt. Böse Zungen behaupten, nicht nur das, was in den mitgebrachten Unterlagen drin stand. No further comments!

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Café am Platz (am Neuen Platz) in Klagenfurt: Manchmal haben wir uns hier zusammengefunden, wenn wir keine Lust auf Schule hatten. Die Kaffeehaustradition wird hier noch gelebt.

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Öfter sind wir wohl hier aus dem gleichen Grund versackt, doch den Bus von der „Schule“ nach Hause  fanden wir am Abend wie durch ein Wunder immer: Gasthaus zum Pumpe, eine Institution in der Landeshauptstadt, urig, gemütlich, laut, immer was los und der Gerstensaft fließt in Strömen:

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Der im 16. Jahrhundert künstlich angelegte Lendkanal verbindet Klagenfurt mit dem Wörthersee. Unvergessen bleibt er mir vor allem durch unzählige blaue Flecke, die ich ihm zu verdanken habe. In Kärnten gehört Eislaufen und Eishockey zum Schulsport. Somit musste auch ich Eislaufen lernen, als wir im klirrend kalten kärntner Winter mit der Klasse die zugefrorene Lend aufsuchten, wann immer die Eisstärke es zuließ.

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Leider gibt es die besten Bilder meiner Reise vorwärts in die Vergangenheit nur noch in meiner Erinnerung. Ich Vollkoffer ignoriere immer Gebrauchsanweisungen – bin ja so klug, dass sich mir alles selbst erschließt … Dementsprechend wusste ich zwei Tage lang nicht, was dieses nervige rote Signal links unten im Display meiner Nikon bedeutet, das immer kurz eingeblendet wurde. Ich ignorierte es in meiner Begeisterung über die tollen Motive und das herrliche Licht an Tag zwei und drei meiner Reise beharrlich. Später fand ich schmerzlich heraus, dass dies der Hinweis darauf war, dass sich keine Speicherkarte in der Kamera befand – Kunststück, denn die war noch im Laptop von meiner Tour durch die Tscheppaschlucht. 🙁

Am meisten wurmt mich, dass sämtliche Bilder, die ich aus dem Beiwagen dieses Gespanns schoss, für immer verloren sind. Der Sonnenuntergang über den Bergen und dem Wörthersee war an diesem Tag so spektakulär, wie ich ihn selten zuvor erlebt habe, dazu der Spaß, den solch ein Gefährt bietet. Nun ja, wieder etwas nur für mein Kopfkino!

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Viele Erinnerungen an wunderschöne aber auch schwierige Augenblicke in meinem Leben kamen auf dieser Reise zurück in aktivere Regionen meines Gedächtnisses. Des öfteren bin ich einfach auf einer Bank, in einem Café oder Restaurant gesessen, manchmal auch nur auf einem Stein am See und habe hunderte Erlebnisse meiner Vergangenheit Revue passieren lassen. Hin und wieder verspürte ich einen Stich im Herzen. Manche Dinge tuen auch noch nach Jahren weh.

Es war gut, dass ich diese Reise allein unternahm und so ungewöhnlich viel Zeit nur mit mir selbst hatte. Die Erinnerungen an meine wunderschöne Jugend- und Studienzeit in Kärnten werden mich ewig begleiten. Ich nehme mir fest vor, dass  die Wörtherseeregion wieder ein festerer Bestandteil meines Lebens wird – es ist und bleibt meine  zweite Heimat! Ich komme wieder – keine Frage!

Hast du auch schon eine Reise vorwärts in die Vergangenheit unternommen? Wie ist es dir dabei ergangen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Teil 1 meiner Reise kann man hier nachlesen!