Für Ernst & Young, einer der Big Four Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit über 200.000 Mitarbeitern weltweit, arbeitete ich fast 10 Jahre. Eine anspruchsvolle, herausfordernde, aber auch sehr wichtige Zeit in meinem Leben, die ich nicht missen möchte! Umso schöner, dass nun ein Artikel über deren ehemaligen Mitarbeiter Uwe Alexi auf der EY Alumni Webpage erschien, den ich hier mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin Stefanie Herzog wiedergeben darf:

EY Alumni Webpage
Was wurde eigentlich aus… Uwe Alexi?

Das Image des korrekten Steuerberaters hat er längst abgelegt; das Jackett hat er beibehalten und mit Bluejeans und Karohemd kombiniert. Auf Fotos inszeniert er sich gern mit Hut und Zigarre. Die Lederhalskette mit dem Haifischzahn und die streng zum Pferdeschwanz gebundenen Haare suggerieren dem Gegenüber „Aussteigertyp“; sein Auftreten ist zurückhaltend. Die Länge der Haare deutet darauf hin, dass Uwe Alexi dieses Image nicht erst seit gestern pflegt. Den letzten Job, der ein konservatives Aussehen verlangte, hat er 2010 an den Nagel gehängt. Seither ist Uwe Alexi hauptberuflich Buchautor und nebenberuflich Interimsmanager – bei Projekten, in denen es dem Kunden nicht darauf ankommt, ob der Consultant optisch dem klassischen Berufsbild entspricht. „Bis ich allein vom Schreiben leben kann, dauert es vermutlich noch ein Weilchen“, prognostiziert er.

Uwe Alexi, der Ex-Workaholic, der bei EY mit einer Unterbrechung zwischen 1992 und 2004 eine steile Karriere hinlegte und auf der Partnererwartungsliste stand, hat sein Leben entschleunigt. Er lebt in einem Haus mit großem Garten in Bad Homburg im Taunus, teilt seine Zeit frei ein und braucht nach eigener Aussage keine Arbeit, um glücklich zu sein. Neben seinem Blog schreibt Alexi Thriller und hält Lesungen online, in Cafés, Bibliotheken und in Buchhandlungen. So, wie Autoren das eben machen. Seine beiden Erstlingswerke haben auf einschlägigen Bücherportalen Topbewertungen bekommen; dennoch „ist es ohne Verlag nicht ganz einfach, berühmt zu werden“, stellt Alexi nüchtern fest, „denn heutzutage schreiben viele ein Buch.“

An seinem ersten Buch „Niemand wird dich vermissen“ arbeitete er nur ein Jahr, er hat „einfach losgeschrieben“. „Die Handlungsstränge waren plötzlich in meinem Kopf, ich hatte ein paar Geistesblitze und ausreichend Zeit“, erzählt er. „Allerdings dauerte die Feinarbeit mit all den Korrekturen, Testlesern und dem Lektorat fast genauso lang wie das Schreiben selbst“, erinnert er sich. „Beim nächsten Buch mache ich einen Plot und entwerfe vorher ein grobes Bild – Lessons Learned – hoffentlich!“

Nach Fertigstellung vermarktete er sein erstes Buch zunächst als E-Book. Bis dahin hatte er noch nie eine Lesung besucht und vom Buchmarketing wenig Ahnung. „Am Anfang weiß man ja nichts“, gesteht der Alumnus freimütig ein. „Ich kannte den Markt nicht und wusste nichts über das Autoren-Haifischbecken.“ Nachdem das E-Book bei Amazon erhältlich war, wollte er aber doch auch ein paar Druckexemplare in der Hand halten und erstellte über Create Space sein eigenes Druckformat. Jetzt ist er in der Lage, nach seinen Lesungen seine Bücher mit Widmung zu verkaufen, und die Leser sind dankbar dafür. Ende 2015 gründete er kurzerhand seinen eigenen Verlag, um seine Präsenz im stationären Buchhandel zu verbessern. Das Feedback seiner Leser zu seinen ersten Pharma-Thriller, dessen Protagonistin eine junge Wirtschaftsprüferin ist, die in einer großen WP-Gesellschaft in Eschborn arbeitet, ist durchweg positiv und spornt Alexi zu weiteren Büchern an. „In meinem zweiten Buch ‚Opfer und Täter‘ habe ich vorsorglich einen Helden eingeführt, dessen Geschichte fortgesetzt werden kann, sodass mir das dritte Buch locker aus der Feder fließen wird“, zeigt er sich optimistisch.

Uwe Alexi scheint seinen Platz im Leben gefunden zu haben. Bücher schreiben, selbst über seine Zeit verfügen, das ist das, was er will – und seit 2013 tut. Der Diplom-Kaufmann hat in seinem Berufsleben viel erlebt, bevor er diese Entscheidung traf. Aufgewachsen im Rhein-Main-Gebiet und in Nigeria, zog er mit fünfzehn Jahren mit seinen Eltern nach Österreich an den Wörthersee, beendete dort das Wirtschaftsgymnasium und lernte akzentfrei kärntnerisch sprechen. „Kärnten ist wunderschön und das Wetter ist so viel besser als im Rhein-Main-Gebiet“, schwärmt Alexi. Daher blieb er auch für sein Studium dort und absolvierte klassische BWL mit Schwerpunkt Controlling und Organisationsentwicklung. „Eigentlich wollte ich nicht mehr weg aus Österreich“, erinnert sich der zweifache Familienvater. „Aber meine damalige Freundin zog es aus beruflichen Gründen nach Deutschland, und so ging ich mit und bewarb mich auf Controlling-Stellen.“ In der Frankfurter Rundschau fand er eine Kleinanzeige der Firma Siefert, Sättele und Partner AG (ein Unternehmen der Datag Gruppe), in der ein Steuerberater- und Wirtschaftsprüfungsassistent in Kelkheim gesucht wurde. „Klang interessant“, erinnert sich Alexi, „aber eine förmliche Bewerbung war mir zu viel Aufwand, also rief ich einfach mal dort an.“ So lernte er Anfang 1992 Eckhard Sättele kennen, damals Partner bei der Kelkheimer Firma. Für den nächsten Tag bekam er ein Vorstellungsgespräch und kurz darauf einen Arbeitsvertrag. Zügig machte er sein Steuerberaterexamen. Die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei gefiel ihm gut, „wir hatten Topmandate wie Steigenberger, Metzler und die Quandts und waren eine nette Truppe“, blickt er zurück. Deswegen wurden sie auch bald von der Schitag Ernst & Young Deutsche Allgemeine Treuhand AG mit Sitz in Weilimdorf übernommen. Nach der Übernahme und dem Umzug von Kelkheim nach Frankfurt mussten sich die Mitarbeiter entscheiden, ob sie als Steuerberater oder als Wirtschaftsprüfer tätig sein wollten; Alexi behielt als einziger aus der Steuerabteilung drei Prüfungsmandate. „Ich habe sehr viel gearbeitet in der Zeit und liebte meinen Job“, erzählt der ehemalige Wirtschaftsprüfer. „Aber ich habe immer nur national gearbeitet und wir hatten einen riesigen Druck wegen der Stundensätze.“ Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der ehrgeizige Alumnus von einem der internationalen Partner abgeworben wurde. Rüdiger Voigt, ein Steuerpartner mit lukrativen internationalen Mandanten, versprach ihm einen Karriereschub und mehr Geld. Das sprach Uwe Alexi an und er wechselte. Doch die Stimmung in der Abteilung kippte, die Boni fielen nicht ganz so üppig aus wie gedacht. Aufgrund seiner Unzufriedenheit mit dem Bonusbrief kündigte er spontan. „Ich hatte unglaublich viel gearbeitet und folglich so viel Resturlaub, dass ich am Tag der Kündigung meinen Resturlaub antrat und nicht mehr wiederkam.“

Eckhard Sättele, der zwischenzeitlich die Frankfurter Niederlassung von EY leitete, rief ihn an und wollte ihn zurückgewinnen, schließlich stehe er auf der Partnererwartungsliste. Aber Alexi lehnte ab. „Ich wollte nichts sehnlicher als eine Auszeit. Ich wollte Motorrad fahren, Golf spielen, und einfach mal nichts tun.“ Er hatte weder Finanz- noch Zukunftssorgen. „Der Markt war gut, und außerdem wollten einige meiner Kunden bei mir bleiben.“ Der Steuerberater machte sich also selbstständig und arbeitete einen halben Tag pro Woche, um die Kunden zufriedenzustellen. Den Rest der Zeit ließ er es sich gut gehen und genoss die Auszeit, die letztlich anderthalb Jahre andauerte.

Nach der Pause stieg Uwe Alexi projektweise wieder ein. Zunächst betreute er freiberuflich ein Projekt für Peter Fuß, der damals Partner in der Audit war. „Ich mochte die freiberufliche Arbeit“, sagt Alexi, „es war ein gut bezahlter Job, der Spaß machte.“ Als er fühlte, dass es wieder Zeit für einen Vollzeitjob wurde, hatte er grade einen Vertrag bei einem Unternehmen im Norden als Leiter Finanzen unterschrieben, als Peter Fuß ihn anrief und überredete, bei EY in der Service Line TAS einzusteigen. Die Transaction Services reizten ihn sehr wegen interessanter Projekte und hoher Stundensätze, aber er musste zwei Kröten schlucken. „Ich konnte nicht als Senior Manager einsteigen, sondern nur als Manager, weil ich servicelinefremd war, und ich bekam bedeutend weniger Gehalt als bei dem Unternehmen im Norden, aber ich konnte bei Frau und Kindern in Frankfurt bleiben.“

„In der TAS war es aufregend“, erinnert sich Alexi, „und ich habe gearbeitet wie ein Pferd. 80 bis 100 Stunden die Woche, die chargeable waren, kamen immer wieder mal vor.“ Er hatte kein Privatleben mehr und lebte nur noch für den Job. „Als ich in einer Woche inklusive Samstag und Sonntag auf 120 Stunden kam, fiel meine Entscheidung aufzuhören.“ Aber es waren nicht nur die reinen Stunden, die ihn zu diesem Entschluss veranlassten. Es war vielmehr die Tatsache, dass „ich den Punkt erreicht hatte, an dem ich das Geschäft verstanden hatte und beherrschte und unter dem Stress zu leiden begann – der Reiz des Neuen war weg.“ Dazu kamen eine Neurodermitis und eine Bandscheibengeschichte. All dies bewog ihn, nach eineinhalb Jahren bei der TAS 2004 komplett auszusteigen und zurück nach Kärnten zu gehen.

In Österreich nahm er einen entspannenden Job als Geschäftsführer eines kleinen Umwelttechnologieunternehmens an. „Ich hatte weniger als die Hälfte meines vorherigen Gehalts, aber ich war so glücklich – die Work-Life-Balance stimmte wieder!“, sagt er. Leider stand das Unternehmen finanziell extrem schlecht da und Alexis Gastspiel in der Firma – und somit in Kärnten – gestaltete sich mit nur sechs Monaten recht kurz. Ende 2004 besuchte Alexi ein EY-Alumni-Treffen in Frankfurt, auf dem er viele bekannte Gesichter wiedertraf. EY-Partnerin Elfriede Eckl vermittelte ihm die Erstellung des ersten IFRS-Abschlusses der euNetworks AG auf freiberuflicher Basis. „Der Job lockte mich, weil ich dadurch meinen WP- und StB-Titel zurückbekommen konnte, doch die Firma bot mir wider Erwarten spontan eine Festanstellung als Finance Manager Germany an“, erinnert sich der Alumnus. Kurze Zeit später wurde Alexi befördert und kümmerte sich bis 2010 als Group Financial Controller um die finanziellen Belange der euNetworks – ein Traumjob für ihn, „tolle Abteilung, normale Arbeitszeiten, gutes Gehalt und dennoch keine Riesenherausforderung.“ Dann kam ein neuer CEO an Bord und Alexi musste das Unternehmen verlassen. Die Abfindung war anständig und beflügelte den Alumnus in seinem Wunsch, längere Zeit auf Reisen zu gehen. Er wollte Ruhe haben, zu sich kommen, abschalten. Auf seiner Tour durch Südostasien lebte er in den Tag hinein, ließ sich treiben, genoss das Essen und dachte über das Leben nach. Der Gedanke, seinem Leben eine völlig neue Wendung zu geben, ließ ihn nicht los. Sollte er seine Arbeitskraft wirklich erneut in eine 80-Stunden-Woche fließen lassen, gesundheitliche Probleme in Kauf nehmen und keine Zeit für sein Privatleben haben – oder doch endlich das tun, was ihn schon lange in den Fingern juckte?

Letztlich griff er zum Laptop und legte los. Er hatte schon 1999 spontan in einer Arbeitspause aus Spaß sechs Seiten eines Buchanfangs aufs Papier gebracht, die seitdem unbeachtet in seiner Schreibtischschublade schlummerten. Alexi setzte dort an und tauchte ein in seinen ersten Thriller, schrieb einfach drauflos, war beschwingt. Gelegentlich übernimmt er kleinere Interimsmanagementprojekte – „Du hast doch jetzt Zeit?“, wird er oft von den Auftraggebern gefragt. Seine größte Herausforderung besteht momentan darin, auf dem neuen, noch unbekannten Terrain Fuß zu fassen und die Regeln zu erlernen. „Es rächt sich nun bitter, dass ich mich früher nie mit den Social Media befasst habe“, gesteht der Autor. „Ich gehe noch mit einem Rucksack voller Bücher in die Buchhandlungen und versuche, einen Platz im Regal für meine beiden Werke auszuhandeln. Aber was Bloggen und Twittern bezüglich meiner Abverkaufszahlen bewirken kann, musste ich erst mühevoll lernen.“

Uwe Alexi arbeitet zielgerichtet daran, seine Sichtbarkeit als Thrillerautor zu erhöhen und eines Tages vom Schreiben leben zu können. Die Freizeit und Freiheit, die er heute hat, genießt er sehr. „Endlich komme ich mal zu all den schönen Dingen im Leben“, freut er sich. „Ich lese wieder, gehe aus, fahre Mountainbike, kümmere mich um meinen Garten und bringe mir gerade selbst das Gitarrespielen bei.“ Und dabei kommen ihm die Ideen zum dritten Buch „Blut und Rache“, das noch dieses Jahr erscheinen soll, wie von selbst.

Text und Fotos: Stefanie Herzog
Sie finden die Website von Uwe Alexi unter https://uwealexi.de/.