Allzu leicht vergessen wir, sie uns zu nehmen, viel zu sehr sind wir in unseren unbarmherzigen Hamsterrädern gefangen und gezwungen, weiter zu stolpern. Zumindest bilden wir uns das ein. Doch sind wir wirklich gezwungen? Können wir nichts ändern? Sind wir auf dem richtigen Weg oder sollten wir in unserem kurzen Leben nicht anfangen, gegenzusteuern?

Wie oft passiert es, dass wir ganz bewusst eine Zeit der Besinnung einlegen? Ich kann es euch sagen: viel zu selten und das hat fatale Folgen! Und ich behaupte mal ganz dreist, dass das auf 99,9% aller Menschen zutrifft. Ja, ich denke, fast jeder von uns hat die ein oder andere Besinnungsphase schon hinter sich, in der er feststellte, dass es besser wäre, etwas im eigenen Leben zu ändern. Im Alltag sind die persönlichen Ziele irgendwo auf der Strecke geblieben. Finden wir sie wieder? Haben wir uns überhaupt bemüht, sie jemals richtig zu definieren? Wie geht das überhaupt? Habe ich mir tiefgründig überlegt, wohin meine Reise hingehen soll? Und ist das wirklich wichtig oder ist nicht der berühmte Weg das Ziel? Was ist mein persönlicher Lebensweg?

Ich muss zugeben, ich habe schon einige Phasen der Besinnung gehabt und musste immer nach einiger Zeit bedrückt feststellen, dass ich zwar an mir gearbeitet und manchmal auch einige Dinge geändert, doch mich dann viel zu schnell wieder in meinem persönlichen Hamsterrad wiedergefunden habe. Rasch kehrt der böse Alltag zurück, die eingetretenen Pfade sind wie starke Magnete. Das wahrlich Erschreckende daran ist, wie lange es stets dauert, bis ich mir darüber klar werde, dass es wieder mal so weit ist. Gefangen im eigenen Trott, die anfänglich begeistert umgesetzten Vorsätze nach und nach verloren, der Schlendrian ist wieder eingezogen.

Dabei sollte es doch gar nicht so schwer sein, jeden Tag aufs Neue in sich hineinzuhören und ganz konkret den Tag nach seinen Bedürfnissen auszurichten. Klar, wir alle unterliegen gewissen Zwängen, denn wir sind nicht allein auf dieser Welt, haben Verantwortung für andere und übernehmen diese auch gerne, denn es ist ein wunderbares Gefühl anderen etwas zu geben – ich spreche hier explizit nicht von materiellen Dingen. Was wir nur allzu gerne übersehen, ist, dass diese Zwänge oft überhandnehmen und uns mehr und mehr erdrücken. Warum lassen wir das zu?

Wir Menschen tendieren gerne dazu, es allen recht machen zu wollen. Man bekommt so schnell Lob und Anerkennung oder einen dankbaren Blick. Das tut der Seele gut. Doch meist nur kurzfristig, wenn wir eben wieder in der Phase sind, in der wir unser Ich kleingemacht haben, nicht mehr auf es hören und statt dessen nur noch funktionieren – kurzum wir sind wieder in unserem Hamsterrad gelandet, anstatt freibestimmte Geister zu sein, die in sich selbst reinhören, die mit sich selbst und dem eigenen Körper im Reinen sind.

Sind denn die meisten Zwänge, denen wir unterliegen oder zu unterliegen glauben tatsächliche Zwänge? Muss das genau so sein? In dem ein oder anderen Artikel über mich werde ich als Aussteiger bezeichnet, da ich mein Leben schon mehrmals radikal geändert habe. Aus der Erfahrung kann ich euch sagen, nein, die meisten Zwänge, denen wir glauben zu unterliegen, gibt es nicht. Sie sind hausgemacht. In unserem eigenen Kopf so hingeschustert, weil wir uns allzu gerne von Partnern, Eltern, Verwandten, Freunden, Kirche, Medien und der übrigen Gesellschaft massiv beeinflussen lassen. Darüber sind wir uns gar nicht so bewusst und somit arten sehr häufig selbst gut gemeinte Ratschläge irgendwann in Zwänge aus. Dringend Zeit für ein Reset und dafür benötigt man sie: die Zeit der Besinnung!

Wann hattest du deine letzte Zeit der Besinnung? Wann hast du über dein Leben nachgedacht, über deine Träume, deine Ziele, deine Wünsche, deine Bedürfnisse? Wann gehst du ganz allein nur in dich selbst und befragst dein eigenes Ich? Wer ist überhaupt dein Ich und was will es? Werde dir klar, ob dein jetziger Alltag irgendetwas damit zu tun hat oder nur noch ein Produkt deiner Umgebung ist! Überwinde deinen inneren Schweinehund, höre in dich hinein, besinne dich wieder mal auf dich selbst!

Der Idealzustand wäre natürlich, jeden Tag zu genießen, das zu tun, was dem eigenen Ich am besten tut, ohne dabei mit seiner Umgebung in eine Unstimmigkeit zu gelagen, und das ganz ohne ein erneutes Reset zu benötigen. Doch das Hamsterrad scheint magische Anziehungskräfte zu haben, man verliert sich leider allzu schnell. Ich bin schon froh, dass ich mir von Zeit zu Zeit eine Phase der Besinnung nehme, in der ich einiges ändere. Schön wäre es, wenn es mir gelingen würde gegenzusteuern, bevor ein Leidensdruck entsteht. Doch das scheint eine Illusion zu sein. Somit wird nach meiner derzeitigen Phase der Besinnung mit weitreichenden Änderungen sicher die nächste, die übernächste, und die … folgen.

Der beste Ort zur Besinnung ist für mich übrigens die Natur. Sei es eine längere Zeit am Strand, wie ich sie gerade in Thailand erleben durfte, Spaziergänge im Wald oder auf den Feldern. Als Beitragsbild habe ich deshalb ein Rapsfeld genommen – ich finde Rapsfelder wunderschön, besonders wenn an einem sonnigen Tag mit blauem Himmel der Wind die Blüten in Schwingung versetzt und so Wellen das Feld durchrauschen.

Warte nicht länger: Lege sie ein – deine ganz persönliche Zeit der Besinnung!
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