„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Ich finde dieses Zitat von Bertrand Arthur William Russell passt ungemein gut auf die derzeitige Lage in dieser Welt – leider!
Wie dumm kann ein Mensch sein, dass er zu einem Terroristen wird, zu einem Menschenverächter, dem eine Ideologie wichtiger ist, als ein Menschenleben? Wie dumm, egoistisch und verbohrt kann man sein, dass einem nicht der Gedanke kommt, dass man anderen niemals etwas antut, was man selbst nicht erleiden will?
Wie viel Hass kann in einem Menschen stecken? Wie kann man den Hass auf dieser Welt bekämpfen? Allein schon dieses Wort „bekämpfen“ löst Zweifel in mir aus. Mir kommen sofort Assoziationen wie „Aggression“, „Waffen“, „Adolf Hitler – Mein Kampf“, „Gewalt“, und viele mehr. Also genau das, was verhindert werden muss, damit es Frieden geben kann!
Ein kluger Kopf hat mal sinngemäß gesagt, „sie werden nie aufhören, solange sie uns mehr hassen, als sie ihre eigenen Kinder lieben“. Da steckt verdammt viel Wahrheit drin. Dieser kluge Kopf soll jedoch auch so etwas gesagt haben wie: „Wir sollten ihre Arme und Beine brechen“. Die Rede ist von Yitzhak Rabin, nach dessen Ermordung der Friedensprozess im Nahen Osten zum Erliegen gekommen ist.
Das Böse steckt in uns allen, wir alle haben hin und wieder Hass in uns. Wenn jemand mir etwas antut, dann fühle ich Hass und Aggression in mir, ich will zurückschlagen. Das ist natürlich. Aber auch ein riesiges Problem! Hass sät Hass. Nein, ich kann mich selbst nicht freisprechen! Ich hasse euch Terroristen!
Wenn ich Hinrichtungen durch verblendete ISIS-Anhänger sehe, dann schreit mein Innerstes auf, es will sich wehren. Wehren, gegen diese Ungerechtigkeit, diese Grausamkeit, diese zum Verzweifeln große Dummheit! Und doch sind es genau solche Gefühle, die in mir hervorgerufen werden, die mir die ganze Krux der Menschheit veranschaulichen: Hass sät Hass! Gewalt fördert Gewalt! Gewalt an Kindern schafft die Täter von Morgen. Ich habe dies auch in meinem aktuellen Thriller Opfer und Täter thematisiert. Ja, das ist ein Thriller und nur Fiktion, doch passiert es so oder ähnlich ständig auf dieser Welt. Das Böse ist in uns, in jedem von uns! Ich finde diesen Gedanken unerträglich und doch muss ich mit ihm leben! Und mache mir nach den neuerlichen, schrecklichen, gestrigen Vorkommnissen so meine Gedanken.
Ein Gedanke in mir sagt, dass Religionen das Übel der Menschheit sind, wurden doch in der Vergangenheit und werden täglich immer noch in ihren Namen Millionen und Abermillionen von Menschen geopfert, abgeschlachtet, bestialisch ermordet und gequält. Und doch sind es auch Religionen, die manchen von uns in schweren Lebenssituationen Halt geben, sie dazu bewegen, bessere Menschen zu werden, ihren Hass in sich zu bekämpfen.
Nein, es ist zu einfach gesprungen, Religionen dafür die Schuld zu geben. Das Böse sind wir, die Menschen, und das, was wir aus unserem Leben machen! Wir Menschen sind es, die blind Dinge glauben, die uns eingetrichtert werden, oder irgendwo geschrieben stehen. Wie war das in der Bibel mit Auge um Auge? Wie kann uns jemand einreden, dass Schweinefleisch dreckig sein soll, aber das einer Kuh nicht? Warum sollen Kühe heilig sein und mehr Wert als ein Menschenleben haben? Warum sollen wir die ostasiatische Beutelratte dreimal am Tag anbeten? Oder wurde diese Religion, die das zum Inhalt hat, noch gar nicht in übelster manipulativer Weise gegründet?
Leute denkt nach, dann werdet ihr euch nicht weiter manipulieren lassen! Lasst uns alle, uns gegenseitig helfen, das Böse in jedem Einzelnen von uns zu bekämpfen! Denn das Böse in uns ist das Grundübel der Menschheit, egal von wo wir herkommen und wer uns bislang sozialisiert und manipuliert hat! Wenn wir das schaffen würden, würde diese Welt besser werden, definitiv!
Wer ist Schuld an den ganzen Anschlägen, der Terrorwelle, den Kriegen, der Situation, dass Flüchtline Europa überströmen, dem Auftreten der unerträglich Dummen, die Flüchtlingsheime anzünden und an den Hasspredigern allerortens? Sind es die bösen, geldgierigen Amerikaner, die schon immer die Weltherrschaft haben wollten? Sind es die Russen auf der anderen Seite? Ist es das kleine Volk der Israelis? Sind es die Bilderberger, die Ölspekulanten, die Freimaurer, die Zeugen Jehovas, die Lügenpresse oder die Gutmenschen? Ja, natürlich! Es sind wir alle! Wir alle zusammen, obwohl ich sogleich den Aufschrei in mir selbst und in vielen zu hören glaube, die diesen Artikel lesen:
„NEIN, ich bin es nicht! Ich tue niemandem etwas!!!“
Doch ist das wahr? Sind wir nicht alle irgendwie daran beteiligt? Man könnte die Auffassung vertreten, dass alles auf der Welt zusammenhängt. Stimulus und Response. Wer von uns hat noch nie, niemals, nicht jemandem anderen etwas weggenommen? Jemanden anderen körperlich verletzt? Jemand anderen ungerecht behandelt? Verbal attackiert?
Wir Menschen sind ein Gebilde aus Erfahrungen, Manipulationen, Freuden, Erlebnissen, Kommunikationen, Gedanken, Trauer, Verletzungen, Enttäuschungen und all dem Leid, das wir erlebt haben. Ich bin überzeugt davon, dass das Böse in jedem von uns steckt, und es unsere verdammte Verpflichtung ist, es unter Kontrolle zu halten und dabei unser Denkvermögen zu bemühen! Jetzt, nachher und jeden Tag aufs Neue!
Doch was machen wir mit denen, die außer Kontrolle geraten sind? Wie finden wir sie? Was machen wir, wenn wir sie alle gefunden haben? Wegsperren? Therapieren? Töten? Resozialisieren? Über diese Frage werden sich die Gescheiten nie einig werden, denn sie sind voll von Zweifeln!
Wie können wir uns nur vor solch kranken Menschen schützen? Ist das überhaupt die richtige Frage? Ja, es ist die richtige Frage, und doch sollten wir an einem anderen Punkt anfangen: An dem Bösen in uns selbst! Wir müssen es klein halten. Dürfen nicht zulassen, dass der Hass in uns wächst, uns zerfrisst, und wir dann nicht mehr unter Kontrolle zu bringen sind und amoklaufen!
Ich habe schon einige Amokläufe erleben müssen, Amokläufe von Personen, denen ich das nie zugetraut hätte. Doch, ich wiederhole mich: Das Böse steckt in jedem von uns und solange man nicht selbst jeden Tag aktiv dagegen kämpft, kann es ausbrechen, auch in dir! Sei es, dass man verbal oder körperlich verletzt wird, oder sich einfach aus seiner individuellen Sicht ungerecht behandelt fühlt.
Das Böse in uns bekämpfen? Zugegeben, dies ist in diesen Tagen nicht einfach, da wir mit schrecklichen Bildern überschüttet werden, die Hass in uns allen säen, auch in mir! Aber trotzdem werde ich nun nicht irgendwo hinreisen, wo ich einen der Täter vermute und diesen dann auch nicht mit einer Waffe niederstrecken. Und doch bleiben die Zweifel in mir!
Zweifel? Sind es nicht gerade die Zweifel an der Sinnhaftigkeit, an der Gerechtigkeit (wie immer die auch aussehen mag) und am eigenen Dasein das, was jemanden zum Terroristen macht? Oder ist es einfach nur die grenzenlose Dummheit einer solchen Kreatur? Nein, das wäre wieder zu kurz gesprungen. Nicht alle Terroristen sind dumm. Je länger ich nachdenke, desto mehr komme ich zur Überzeugung, dass alle Gewalttäter, die etwas zuvor geplantes Abscheuliches ausführen, eines gemeinsam haben: Sie sind verbohrt und haben ihr Gehirn ausgeschaltet, zumindest jenen Part, der es ihnen erlauben würde, zu Vernunft zu kommen und niemandem etwas antun zu wollen, dass sie selbst nicht erleiden möchten.
Sie sind verbohrt von Gedanken, die sie auffressen, die ihren Hass so unerträglich groß machen, dass sie jegliche Menschlichkeit verlieren. Immer gab es andere Menschen, die dieses Verbohrtsein in sie gepflanzt haben und zum stetigen Wachstum beitrugen, bis diese Zeitbomben explodierten. Ein Islamist wird nicht als Islamist geboren, somit hätte es jedem von uns passieren können, in die Situation als Neugeborenes zu geraten, wenn wir zufällig nicht hier, sondern dort geboren worden wären. Nicht in dieser Familie hier, sondern in einer anderen. Dann hätte uns vielleicht auch jemand mit der Muttermilch bereits den Hass auf „Ungläubige“ oder wen auch immer eintrichtern können. Und doch, behaupte ich, dass diese späteren Terroristen vor allem eins sind: Täter! Und sie können sich nicht dadurch exkulpieren, dass sie auch Opfer sind. Jeder von uns hat ein Gehirn! Und das sollte uns jeden Tag sagen: Füge niemandem etwas zu, dass du nicht willst, das dir einer zufügt! Und das völlig abseits jeglicher Religion heraus.
Ich bin leider davon überzeugt, dass es niemals wahren Frieden auf dieser Erde geben wird. Das klingt traurig, ist aber so. Leider! Diese Verzweiflung ist kein Aufruf nicht „weiterzukämpfen“ (schon wieder dieses Wort!). Wir Menschen stehen uns selbst im Weg, denn das Böse ist in uns. Wann immer in mir ein Gefühl des Hasses hochkommt, versuche ich mein Gehirn zu gebrauchen und die Faust in meiner Tasche zu entkrampfen. Das Böse ist ein Teil von mir, aber ich werde es bekämpfen, jeden einzelnen Tag, an dem ich lebe. Wenn das jeder machen würde, dann gäbe es diesen Artikel nicht, Nine-eleven und Paris 13.11.2015 wären nie passiert und wir alle würden uns lieb haben. Das wäre ein Traum! Aber ich habe so meine Zweifel …
(Dieser Artikel ist auch in der Huffington Post unter dem Titel Deswegen fällt uns Frieden so schwer erschienen.)