Du … Du, da … Ja, ich meine dich! Du brauchst gar nicht so zu tun, als seist du nicht gemeint. Nein, umdrehen brauchst du dich auch nicht. Und dein Blick erst, der zu mir spricht und ganz klar sagt „Lass mich doch einfach in Ruhe, suche dir jemand anderes aus, an den du deine Worte richten kannst. Ich bin doch nur rein zufällig hier auf deinem Block gelandet. Wollte mich nur mal umsehen und dann schnell wieder verschwinden. Also lass mich bitte mit deinem Gesülze in Ruhe.“

Nein, mein(e) Liebe(r), lass dir gesagt sein: Du bist nicht zufällig hier, denn du hast einen Link geklickt oder bewusst die Blogadresse eingegeben. Niemand hat dich gezwungen. Vielleicht fühltest du dich genötigt, aber wenn du genau überlegst, dann verstehst du ganz schnell, dass du und nur du allein diese Entscheidung getroffen hast. Vielleicht sitzt jemand neben dir und sagte: „Klick doch mal auf diesen Blog!“.

Und wenn es so wäre? Dann hast trotzdem du diesen Klick gemacht, also hast du entschieden und sonst niemand anderes! Du allein, und das solltest du dir bei allem was du machst, vor Augen halten. Der Weg, den du beschreitest, das ist dein Weg. Auch wenn du dich von anderen leiten lässt, du machst es, du entscheidest. Also gibt es keine Ausreden, auch wenn du immer wieder mal, jemand anderen für deine Handlungen verantwortlich machst.

Du hast eine einzige Verpflichtung: Deinen Weg zu gehen! Nicht den Weg von jemand anderem. Nicht den Weg deiner Eltern, deiner Ahnen, deines Kulturkreises. Nicht die Gesellschaft bestimmt, was du tust. Du machst es! Wir alle werden geprägt von unserer Umwelt, doch am Ende müssen wir unseren eigenen Weg gehen. Niemand macht das für uns, trotz all der Zwänge und Ausreden. Kein anderer kann unser Leben leben.

Das vergessen wir leider allzu oft. Du lässt dich am Morgen von deinem Wecker, den du wohl am Abend zuvor SELBST gestellt hast, aus deinem Schlaf holen. Noch bevor dein Kreislauf richtig in Schwung geraten ist, stehst du schon unter der Dusche, gefolgt von einem hastigen Abtrocknen und Überwerfen der Kleidung. Du sitzt anschließend am Tisch, kippst dir schnell den Morgenkaffee in deinem Magen, viel zu heiß wie immer, und schlingst dein Frühstück hinunter, noch bevor du es vernünftig zerkaust hast. Den ganzen Arbeitstag lässt du dich von den unzähligen Aufgaben hetzen, die zu erledigen sind. Du kommst erschöpft von der Arbeit und liest unterwegs noch Mails, unzählige SMS und Whatsapp-Nachrichten, die du natürlich alle beantworten musst.

Ja, deine Facebookfreunde darfst du auch nicht enttäuschen, also da auch noch schnell eingeloggt und ein paar Likes verteilt und Dinge gepostet, die dir gerade auf der Seele liegen. Ja, das musst du machen, du willst ja dazu gehören. Deine Tante Hilde nicht vergessen, zurückzurufen, den Hund vom Nachbarn schnell noch ausführen, Essen einkaufen, natürlich im weit entfernten Bio-Markt statt beim Discounter um die Ecke, das ist gerade in. Du kommst endlich abgeschlafft nach Hause, machst den Fernseher an, denn du musst ja die Nachrichten ansehen. Das erwartet die Gesellschaft von dir, denn du musst bei allem mitdiskutieren können, insbesondere wenn Angie eine neue Frisur hat oder Vladimir Putin gerade mal wieder auf Kosten der ganzen Welt krampfhaft versucht, sich selbst zu verwirklichen. Du musst die Hände von den Chips lassen und dir statt dessen das Biogemüse kleinschneiden und dazu einen leckeren Dip machen, natürlich mit wenig gesättigten Fettsäuren.

Hast du die notwendigen Unterlagen an deinen Steuerberater geschickt? Die Steuer muss ja schon am 31.5. beim Finanzamt sein! Der Fragebogen deiner Krankenversicherung zum Krankenwageneinsatz von neulich, als du völlig erschöpft auf der Arbeit umgekippt bist, muss auch noch beantwortet werden! Er liegt ja schon zwei Wochen hier! Zu müde heute Abend? Nein, das bist du nicht, denn du musst machen, was alle von dir erwarten, was sich einfach gehört, was ins System passt. Kurzum du musst funktionieren!

Wie du das alles machen sollst, das sagt dir freilich niemand. Nein, stimmt nicht ganz. Es gibt ja so tolle Dinge wie Zeitmanagement und ellenlange Erklärungen für alles, wie du welches Formular auszufüllen hast, welche Verpflichtungen du deinem Arbeitgeber gegenüber hast, was deine Eltern und Nachbarin Gertrud von dir erwarten. Vorschriften, bis wann du in deiner eigenen Wohnung Musik hören darfst, wann du grillen darfst auf dem Balkon oder in einem Park oder gar auf einem freien Feld. Es ist alles geregelt, du musst dich nur erkundigen. Das ist deine Pflicht wie so vieles andere auch.

WIE? Du hast doch den Anruf bei Tante Hilde vergessen? Deine Mutter ist stinksauer. Wieder einmal hast du versagt. Hast nicht an alles gedacht, was du machen musst, hast deshalb ein schlechtes Gewissen! Zum Grab deiner Oma musst du auch wieder gehen. Liegt zwar schlappe 400 km weit weg, doch sonst bist du ein schlechter Enkel, wann begreifst du das endlich? Deine 60-Stunden-Woche hätte dich davon abgehalten? Nein, nein, das ist nur eine faule Ausrede. Du musst! Und das darf nicht noch einmal passieren. Das bist du dem Ansehen der Familie schuldig. Was sollen denn die anderen denken, wenn herauskommt, dass in diesem Monat keiner von uns am Grab war?

Deine Arbeit? Die erfüllt dich schon lange nicht mehr. Wenn du ehrlich bist, hast du sie nie leiden können. Doch du musstest ja damals einen Beruf wählen. Was dich eigentlich interessiert hat, war ja nur eine Spinnerei. Eine brotlose Kunst. Nein, du hast auf alle anderen rund um dich gehört, die ja genau wissen, was das Beste für dich ist.

So oder so ähnlich sieht heutzutage das Leben von vielen aus. Warum nur? Weil viele ihren Weg nicht kennen. Seinen Weg, den muss jeder selbst finden und gehen. Und dieser Weg ist sicher nicht der, der uns aufoktroyiert wird. Doch das vergessen wir meist, denken erst gar nicht so weit oder verdrängen solche Gedanken. Wir lassen uns täglich dazu nötigen, Dinge zu tun, die uns krank machen, die uns innerlich zerstören. Das ist falsch! Ja, wir alle sind eingebunden in eine Gesellschaft, in eine Kultur, in eine Familie. Doch gibt das irgendjemandem das Recht, für uns zu entscheiden, was unser Weg ist? NEIN! Gehe deinen eigenen Weg, denn nur du allein kannst ihn gehen!